KYUDO - Japanisches Bogenschießen

Es ist schwer, KYUDO (Kyu = Bogen, Do = Weg) in herkömmliche Kategorien einzuordnen. KYUDO hat eine sportliche Komponente, ohne nur Sport zu sein, es hat einen geistigen Aspekt, ohne Religion zu sein, es ist eine körperliche Disziplin, aber mit einer starken psychischen und emotionalen Kraft.

Über acht genau festgelegte Bewegungsphasen müssen Körperhaltung und -spannung präzise koordiniert werden. Diese Bewegungsabläufe zu beherrschen und zu verfeinern ist ein wesentliches Ziel des Übens.

Der Unterschied zum westlichen Bogenschießen besteht hauptsächlich in dem asymetrischen etwa 2,25 Meter langen Bogen ohne jegliche Visiereinrichtung oder Pfeilauflage. Nicht das Gerät wird perfektioniert, sondern der Mensch entwickelt sich an ihm. Diesen Bogen zu handhaben erfordert bis zur Meisterschaft langes Üben.

Weitere äußerliche Kennzeichen sind die traditionelle Kleidung und die zeremoniellen Bewegungsformen für Übung, Demonstrationen, Prüfungen und Meisterschaften.

Das Kyudo-Training verlangt vom Übenden ein hohes Maß an Disziplin, Aufmerksamkeit, Konzentration und innerer Ruhe. Mit den eigenen Fortschritten auf dem Weg des Bogens, mit dem permanenten Verfeinern der Schießtechnik, wächst die Freude an der Kunst des Bogenschießens, die dann auch für den außenstehenden Betrachter in der ästhetischen Darstellung, Ausstrahlung und dem Trefferergebnis sichtbar wird. Der Übungserfolg und die Fortschritte sind individuell sehr unterschiedlich und schon als Anfänger lernt man schnell, dass nicht Wille und Ehrgeiz zu einem guten Trefferbild führen, sondern Konzentration, Gelassenheit und beständiges Üben mit korrekter Technik.

Da es nicht nur auf Muskelkraft ankommt, sondern auch auf sensible Bewegungskoordination, ist Kyudo für Frauen und Männer jeden Alters geeignet. Jugendliche könnnen ab einem Alter von 16 Jahren am Training teilnehmen. Um sich mit Kyudo auseinander zu setzen, bedarf es dabei keinerlei Vorkenntnisse.

Geschichtlich betrachtet hat sich Kyudo aus dem Kyujutsu (Kyu = Bogen, Jutsu = Technik), einer der klassischen japanischen Waffentechniken der Samurai entwickelt. Über Jahrhunderte hinweg wurden diese Waffentechniken in verschiedenen Schulen gepflegt und perfektioniert. Mit der Einführung der Feuerwaffen im 16. Jahrhundert und ihrer schnell zunehmenden Anwendung in der Kriegsführung verlor der Bogen seine Bedeutung als Kriegswaffe und wurde fast nur noch zur Jagd, zum Sport und für höfische Zeremonien verwendet.

Als geistige Übung blieb aber die Auseinandersetzung mit dem Bogen eine wichtige Grundlage in der Ausbildung der Samurai. Dadurch konnte sich die Kunst des japanischen Bogenschießens über die Jahrhunderte bis in die heutige Zeit erhalten. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts wird deshalb auch in diesem Zusammenhang nicht mehr von Kyujutsu, sondern von KYUDO gesprochen.

Kyudo wurde in Deutschland 1969 bei einem Einführungsseminar in Hamburg von Prof. Genshiro Inagaki vorgestellt. Seit dieser Zeit sind in Deutschland viele Kyudo-Gruppen entstanden in denen derzeit circa 1.000 Mitglieder organisiert sind. Hauptsächlich zwei Stile haben sich dabei etabliert. Der überwiegende Teil der deutschen Schützen schießt den traditionellen Schulstil der Heki-Schule, während der andere Teil eine neuzeitliche Variante des Kyudo praktiziert.

„Der Pfeil fliegt von selbst geradeaus, nur der Schütze stört seinen Flug.“
Genshiro Inagaki

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